Skandinavien III

Durch Schweden und Finnland zum Nordkap und zu den Lofoten

Stationen:

 

Puttgarden - Rödby - Stockholm - Sundsvall - Tornio (Finnland) - Rouvaniemi - Inari-See - Grense Jakobselv (Norwegen/russische Grenze) - Gamvik - Nordkap - Karasjok - Alta - Tromsö - Insel Senja - Lofoten - Bodö - Saltstraumen - Polarkreis - Torghattan - Gutulia-Nationalpark -  Femundsee - Vänersee (Schweden) - Västervik (Ostseeküste) - Smaland - Malmö-Brücke - Rödby - Puttgarden

 

 

Unsere Reise führte unsüber die A 7 und A 1 nach Puttgarden, von dort mit der Fähre nach Rödby, durch Lolland, Seeland und Südschweden nach Stockholm. Die schwedische Hauptstadt, zwischen Mälarsee und Ostsee in ein wundervolles Seen- und Schärengebiet eingebettet, zählt für uns zu den Höhepunkten einer Skandinavienreise. Sie bietet mit ihrer freundlichen und stilvollen Atmosphäre immer wieder neue Perspektiven, die auch nach mehrmaligem Besuch ihren besonderen Reiz nicht verliert.

Von Stockholm aus folgten wir dem Verlauf der schwedischen Ostseeküste über Sundsvall, Lulea und Umea zum Grenzübergang Tornio nach Finnland. Und weiter ging's immer in Richtung Nordosten nach Rouvanniemi, der Hauptstadt der finnischen Samen am Polarkreis. Hier besuchten wir das neue Arktikum, das der samischen Geschichte und Kultur gewidmet ist, und das Weihnachtsmanndorf am Polarkreis, das - zumindest nach Überzeugung der Finnen - die Heimat des Weihnachtsmannes ist, den man dort treffen kann, um anschließend die Begegnung mit dem alten Herrn durch eine Urkunde bescheinigt zu bekommen (wenn man denn bereit ist, dafür einen entsprechenden Obulus zu entrichten :-).

Unsere Reise führte uns nun an den Inarisee, den heiligen See der Samen, der mit einer riesigen Fläche in die finnischen Birkenwälder eingebettet ist. Schon lange wird es nachts nicht mehr dunkel, sodass der Aufenthalt um Mitternacht oder später im faszinierenden Licht der Mitternachtssonne und der Stille der Natur zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Von Inari aus, wo wir für mehrere Tage Quartier bezogen, brachen wir zu einer Wanderung auf, die in die Wildnis zu einem sog. Rentierscheidungsplatz führte. Keine Sorge - hier werden nicht Rentierehen aufgelöst; auf dieses Gelände werden in jedem Herbst alle Rentiere, die verschiedenen samischen Familien gehören und den Sommer über frei in der gesamten Region die Rentierflechten dezimiert haben, zusammengetrieben, sortiert und den Koppeln der einzelnen Familien zugeführt, um dort den strengen Winter zu überstehen. Während der Wanderung begegneten wir keinem Menschen, dafür aber gefühlten 3 Milliarden Mücken, deren Stiche wir nur durch entsprechende Kleidung und die Nutzung eines speziellen "Deos" namens Autan eingermaßen abwehren konnten.

Unser nächstes Ziel war die norwegisch-russische Grenze am Eismeer. Wir überquerten die finnisch-norwegische Grenze bei Neiden und erreichten über Kirkenes, Endstation der Hurtigruten, und eine Schotterstraße die russische Grenze bei Grense Jakobselv, dem nordwestlichsten Außenposten Norwegens, der außer von seltsamen Touristen mit ihren fahrbaren Häuschen nur noch von den norwegischen und russischen Grenzpatroullien besucht wird. Nach einem Tag mit Sturm und Regen erlebten wir dort eine Nacht mit strahlendem Sonnenschein, der durch die tief stehende Sonne einen warmen Lichtton erzeugte, der  für den engagierten Fotografen zu einem seltenen Erlebnis wird, dem er sich in stundenlangen Wanderungen und der Produktion hunderter Fotos hingibt.

Die Fahrt ging weiter zum Eismeerhafen Gamvik,der heute ein verträumtes Dasein führt, weil die hier angesiedelte Fischindustrie einen Großteil ihrer Bedeutung verloren hat. Darüber hinaus ist der Ort nur über eine Hochebene zu erreichen, die selbst im Sommer nicht eisfrei wird und im Winter wegen der gewaltigen Verwehungen nicht passierbar ist. Hier liegt der nördlchste Festlandsleuchtturm der Welt, Slettnes Fyr. Gamvik hat ein liebevoll gepflegtes Museum, das über die Geschichte und das Leben in der Region informiert, und ein schlichte, aber schöne Holzkirche, die einen Besuch lohnt. Die einsame Übernachtung in einer Bucht am Hafen und das morgendliche Bad im 9 Grad kalten Wasser des Eismeers ist uns noch heute in bester Erinnerung.

Unser nächstes Ziel war das Nordkap, das zwei Tagesreisen von Gamvik entfernt liegt und den nördlchsten Punkt Europas bildet. Es liegt auf der Insel Mageröya, die früher nur mit der Fähre zu erreichen war. Heute benutzt man einen mautpflichtigen Tunnel, der an tiefsten Stelle 212 m unter der Meeresoberfläche liegt. Wir durchquerten die kleine Hafenstadt Honningsvag, Anlegeplatz der Hurtigruten ud Ausgangspunkt der Kreuzfahrer für den Bus zum Nordkap, und erreichten den mystischen Ort der Sehnsucht so vieler Nordlandfahrer über eine spektakuläre Serpentinenstrecke. Das Nordkap bildet ein Hochplateau, das zu einem riesigen Gelände ausgebaut ist, auf dem - gegen gutes Geld - mehrere Hundert Wohnmobile einen Übernachtungsplatz finden,auf dem man sich bis zu 48 Stunden lang aufhalten darf. Besonders voll ist dieser Parkplatz, wenn sich gegen Mitternacht zu den Wohnmobilen mehrere Dutzend Reisebusse gesellen, die Touristen von den Schiffen der Hurtigruten und anderen Kreuzfahrern ans Nordkap karren. Wir hatten - das ist wie ein Sechser im Lotto! - das Glück, diese Zeit in strahlendem Sonnenschein zu verbringen und so die riesige Erdkugel auf dem Felsen und ihre Umgebung in den verschiedensten Lichtstimmungen zu erleben. Die beeindruckendsten waren natürlich die in den Nachtstunden, wenn die Sonne etwas flacher über dem Horizont steht.

Von nun an waren wir auf der "Rückreise", also auf der Fahrt nach Süden, die uns zwar unserer Heimat wieder näher führte, aber für uns noch viele Erlebnisse und Eindrücke bereit hielt. Zunächst ging es ins Landesinnere Karasjok und Kautokeino, den Zentren der norwegischen Samen. In Karasjok steht neben einem sehr schönen und informativen samischen Museum vor allem das aus Holz gebaute samische Parlament, Zeugnis der erfolgreichen Teilautonomiebestrebungen der Ureinwohner.

Danach reisten wir wieder an die Küste nach Alta. Das touristische Highlight der Stadt ist ein Gelände, das man auf einem ca. 5 km langen Pfad durchstreifen kann, um Hunderte von prähistorischen Felszeichnungen zu betrachten, die dort auf den Granitfelsen im vergangenen Jahrhundert entdeckt wurden.

Unser nächstes Ziel war die Stadt Tromsö, Ausgangshafen der Polarforscher wie Roald Amundsen, denen mit einem Polarmuseum ein beeindruckendes Denkmal gesetzt worden ist. Der eigentliche Höhepunkt dieser Stadt, die man mit Hilfe einer Seilbahn von einem ca. 1000 m hohen Hausberg bewundern kann, ist jedoch die moderne Eismeerkathedrale, ein architektonisches Kleinod, dessen Baustil visuelle Anleihen bei den  Eisbergen erkennen lässt. Das Spiel des Lichts, der Farben und Formen ist überwältigend.

Südwestlich von Tromsö liegt die Insel Senja, die im Bewußtsein der Reisenden manchmal ein wenig hinter die südlicher gelegenen Lofoten und Vesteralen zurücktritt. Völlig zu Unrecht, wie wir uns bei einer Umrundung der Insel überzeugen konnten. Die Strände der Insel sind wunderschön, die sandigen Buchten und schroffen Berge laden zum Verweilen ein und waren für uns erholsame Plätze zum Übernachten und - für jeweils wenige Minuten bei ca. 11 Grad Celsius - zum Baden.

Obwohl wir die Lofoten bereits bereist hatten, stand ein weiterer Besuch der Insel immer auf dem Wunschzettel für diese Nordlandreise. Deshalb durchstreiften wir auch diesmal die wohl spektakulärste Inselgruppe Europas wieder für mehrere Tagen und fanden Orte und Ausblicke, die wir zuvor noch nicht erlebt hatten. Dazu gehörte zum Beispiel die Bucht von Unstad, die nur über einen Tunnel erreichbar ist und heute einen europaweit bekannten Spot für Wellenreiter bietet.

Der Abschied von den Lofoten erfolgte diesmal über die Südspitze der Inselgruppe mit der Fähre nach Bodö. Da wir erst am späten Abend ablegten und die Wolkendecke gegen Mitternacht aufriss, wurde uns der Eindruck einer sonnendurchfluteten Lofotenwand zuteil, der zu den faszinierendsten Erlebnissen unserer Reise zählte.

Ca. 30 km von Bodö entfernt liegt der Saltstraumen, ein Fjord mit einem engen Ausgang zum Meer, durch den aufgrund des starken Tidenhubs zweimal täglich ca. 350 Millionen Kubikmeter Wasser fließen. Dadurch entstehen gewaltige Strömungen und gefährliche Strudel, die aber - sehr zur Freude des Sportfischers in mir - riesige Mengen von Fischen und deren Nahrung transportieren. Das mehrtägige Angeln auf den steilen Felsen am Ufer - am besten mit Schwimmweste - war ein besonderes Erlebnis und führte daüber hinaus zu einem Füllzustand unseres Eisfaches, von dem wir noch für die kommenden zwei Wochen kullinarisch profitierten.

Von dort aus bummelten wir immmer an der Küste entlang auf der landschaftlich reizvollen R 17, über die wir Bronnoysund und den Torghatten erreichten. Der Torghatten ist ein Berg, den man durch ein spektakuläres, ca. 40 m hohes Loch durchqueren kann. Anschließend ging's an Trondheim vorbei, das wir von einem früheren Besuch kennen, in Richtung Südosten nach Röros. Das Zentrum der Stadt, die früher ihren Reichtum durch ein großes Erzbergwerk erlangte, ist heute ein Museum mit einem Mittelpunkt, den das gut erhaltene Bergwerk und seine Abraumhalden darstellt. Das gesamte Ensemble zieht den Fotografen magisch an, vor allem dann, wenn die Hoffnung auf gutes Licht so perfekt erfüllt wird wie bei uns.

Auf dem weiteren Weg nach Südosten besuchten wir den kleinsten Nationalpark Norwegens, den Gutulia-Nationalpark am Femundsee. Auf der Wanderung zu einer Almhütte, die im Sommer von den Mitgliedern eines Vereins bewirtschaftet wird, konnten wir uns von der Schönheit dieser Gegend, der Freundlichkeit ihrer Bewohner - und der Anhänglichkeit der Mücken -  überzeugen.

Nach dem Grenzübergang nach Schweden reisten wir an die Nordspitze des Vänernsees, der wie ein riesiges Meer neben seinem Nachbarn, dem Vätternsee, in der Landschaft liegt. Von dort aus durchquerten wir Südschweden bis nach Västervik an der Ostseeküste, um für ein paar Tage dieses Feriengebiet zu genießen. Die Landschaft ist wunderschön, für den Weitreisenden, der die Ruhe und Einsamkeit bevorzugt, provoziert der ausgeprägte Tourismus in dieser Gegend jedoch auch eine zunehmende Bereitschaft, sich wieder ruhigeren Gegenden zuzuwenden.

So bildete den Schlusspunkt unserer Reise ein Besuch bei Freunden in Smaland in der Nähe von Vimmerby, der Geburtsstadt Astrid Lindgrens, und ein erholsames Wochenende in der Lübecker Bucht bei Heiligenhafen, bevor wir uns aufmachten, unser Zuhause wieder in Besitz zu nehmen und die fotografischen Folgen unserer Reise (ca. 4500 Bilder) aufzuarbeiten, in DVDs, Kalender, Papierbilder und Internetpräsentationen zu gießen.